Wenn das wahre Leben für die Politik und den Staatshaushalt Vorbild sein soll, dann kann man den Staatsmännern, die hinter ihrem jeweiligen Land einen riesigen Schuldenberg aufbauen, nichts vorwerfen. Auch der größte Teil der europäischen Privathaushalte ist verschuldet.
Die Unverantwortlichkeiten der Banken und Aktienhändler- und Besitzer haben eine Entwicklung auf die Spitze getrieben, die voraussehbar war. Eine ständige Gewinnabschöpfung muss zwangsläufig zu einer Inhaltsreduzierung des ausgebeuteten Gefüges führen, so ist die Krise, die die Finanzwelt und mit ihr der Rest der Gesellschaft erlebt, aus den natürlichen Prinzipien der Marktwirtschaft verstanden, so wie sie von einer mächtigen Minderheit verstanden wird. Kurzfristiger Gewinn ohne Rücksicht auf langfristige Schäden und Verluste; der Handel mit eigentlich nicht existierenden Werten, gnadenlose Spekulation mit Grundnahrungsmitteln, monopolistische Strukturen in allen möglichen Sparten, eine durch die Situation in Arm und Reich dualisierte Gesellschaft, die im finanziellen Stillstand verharren muss.
Die einfachsten Grundsätze, die schon Großmütter ihren Enkeln beigebracht haben, Prinzipien wie Unabhängigkeit und Eigenverantwortung im finanziellen Sinne, werden schlicht ignoriert. Nun ist die Staatsverschuldung kein Ergebnis einer kurzfristigen Aktion, genauso wenig wie die viel beschworene plötzliche Krise. Keiner Regierung ist also der Vorwurf zu machen, gerade in der letzten Zeit etwas falsch gemacht zu haben. Vielmehr liegen Staatsverschuldung und Finanzgebaren, die Art und Weise wie das Wirtschaftssystem mit Ressourcen, seien sie Humankapital oder materielles Gut umgeht, seit langer Zeit im Argen. Die Entwicklung hat lediglich nicht mehr übersehbare, unangenehme Dimensionen angenommen. Die Problematik wird subtil auf den Durchschnittsbürger und sein Einkommen beziehungsweise Auskommen abgewälzt, der auf der einen Seite zur Stärkung der Wirtschaft konsumieren soll, auf der anderen Seite immer weniger Geld zur Verfügung hat.